Was tun, wenn das Mampfmäuschen nur spielt, wirft oder verweigert?
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich voller Begeisterung das erste Mal weiches Gemüse vor mein Mampfmäuschen legte. In meinem Kopf war alles klar: Baby Led Weaning – mein Baby wird selbstbestimmt essen lernen, mit Freude, Neugier und Appetit. Ich hatte gelesen, dass es so stressfrei, natürlich und intuitiv ist. Doch die Realität? Mein Kind sah das Essen an, schob es weg, warf es auf den Boden oder schrie los. Und das nicht nur einmal.Willkommen in der echten Welt des BLW.Willkommen im echten Leben mit Kindern.
Warum dein Baby (noch) nicht essen will – und warum das ganz normal ist
BLW (Baby Led Weaning) ist ein wunderbarer Ansatz – aber kein Wundermittel. Kein Baby isst „nach Plan“, und gerade in den ersten Wochen und Monaten geht es nicht ums Essen im eigentlichen Sinne, sondern ums Entdecken, Fühlen, Kauen, Spielen.Mögliche Gründe, warum dein Baby das Essen (noch) verweigert:
Es ist einfach noch nicht bereit – auch mit 7, 8 oder 9 Monaten kann Essen zweitrangig sein
Zahnphasen – schmerzende Zahnleisten? Da will man nicht kauen
Reizüberflutung – zu viel los am Tisch oder drumherum
Essen ist (noch) kein Bedürfnis – Stillen oder Flasche stillen den Hunger besser
Verarbeitungsschwierigkeiten – neue Konsistenzen, Farben, Gerüche
Wichtig zu wissen:
Essen ist ein Entwicklungsprozess. Kein Wettlauf. Kein Versagen, wenn es anders läuft als geplant.
Bedürfnisorientiert begleiten – auch wenn es schwerfällt
Es war nicht leicht für mich, ruhig zu bleiben, als das Essen täglich auf dem Boden landete. Oder wenn mein Kleinkind fröhlich mampfte – und das Baby daneben schrie oder gar nichts wollte. Ich fühlte mich zerrissen. Wollte alles richtig machen. Musste oft gleichzeitig trösten, abwarten, anreichen und den Hund davon abhalten, alles aufzufressen.
Aber genau da liegt die Kraft der bindungsorientierten und bedürfnisorientierten Begleitung:
Nicht perfekt zu sein – sondern achtsam zu begleiten, mit Gefühl statt Kontrolle.
Was hilft:
Kein Druck, kein „Du musst jetzt was essen“Stattdessen: „Du darfst – wenn du möchtest“
Kein Ablenken oder ZwangStattdessen: Da sein, mitessen, vorleben
Und: Dein Baby darf auch einfach mal NICHT essen. Ohne dass du versagt hast.
Alltagstipps für frustfreie BLW-Mahlzeiten
Diese Strategien haben mir mit meinem Mampfmäuschen sehr geholfen:
✅ 1. Halte das Setting entspanntKein Ablenken durch TV oder HandyGemeinsam am Tisch sitzen (auch wenn’s nur kurz ist)Ruhige Atmosphäre, kein Zeitdruck
✅ 2. Biete einfache, sichere FingerfoodsWeiches Gemüse (z. B. Brokkoli, Pastinake, Kürbis)Reife Birne, Banane, weich gekochte NudelnDinge, die gut greifbar sind und nicht sofort zerfallen
✅ 3. Wiederholung ohne Erwartung. Nur weil es heute nicht gegessen wurde, kann es morgen interessant sein. Essen darf auch „nur“ untersucht werden. Spielerisches Erkunden ist Teil des Lernens
✅ 4. Mach Pausen – auch für dich. Kein BLW-Tagebuch führen oder Druck aufbauen. Wenn du gestresst bist: kurze Auszeit einbauen. Kein schlechtes Gewissen – du gibst dein Bestes
Und wenn nichts geht?
Dann ist vielleicht heute nicht der Tag. Oder diese Woche nicht die Woche und das ist okay. Mampfmäuschen hatte auch Phasen, in denen nichts ging – außer Brust, Nähe und meckern. Es hat mich herausgefordert. Emotional, körperlich, mental. Aber genau in diesen Momenten habe ich gelernt, was bedürfnisorientierte Elternschaft wirklich bedeutet: Nicht nur schöne Rituale, sondern auch das Aushalten von Frust, das Da-Sein ohne Lösung, das Mitfühlen ohne Druck.
Was du dir mitnehmen darfst
Du bist nicht allein, wenn dein Baby das Essen verweigert. BLW ist kein Wettrennen – sondern ein Prozess. Du darfst atmen, pausieren, scheitern und wieder aufstehen. Dein Baby darf neugierig sein, zweifeln, spielen – und später doch essen. Du gehst diesen Weg nicht allein. Ich bin mitten drin – zwischen Knusperkind, Mampfmäuschen, Hund und Chaos. Und ich lade dich ein, diesen Weg gemeinsam mit mir zu gehen.